Mittwoch, 25. November 2015

Weil nicht vergessen gar nicht so einfach ist

Hallo meine Lieben,

hier bin ich dann doch mal wieder und wie es die Überschrift schon andeutet, heute ist es eher emotional. Es geht ums Vergessen und dass das passiert, ob ich will oder nicht.

Mittlerweile sind über 500 Tage vergangen, seit ich wieder in Deutschland bin. Über ein Jahr in dem ich Zeit hatte, mir ein neues Leben aufzubauen - und das habe ich getan. Ich musste mir viel neu aufbauen, weil ich ja in einen neuen Jahrgang kam, und irgendwie habe ich das sogar geschafft. My week's packed! Darüber will ich mich auf keinen Fall beschweren, aber es trägt halt auch dazu bei, dass meine Gedanken sich nicht mehr so oft um Kanada drehen. 
Versteht das nicht falsch, mein Ziel ist es nicht immer und überall über Kanada nachzudenken, aber ich will halt auch nicht die Erfahrungen und Erlebnisse vergessen, die ich gemacht habe. Am Anfang war Kanada unglaublich präsent. Andauernd sind mir Vergleiche eingefallen, ich habe mich an verschiedenste Dinge erinnert und viel Zeit damit verbracht mir Bilder anzugucken. Das mache ich heute nicht mehr so wirklich und manchmal macht mich das verdammt traurig, denn es gibt es immer noch genug Stunden, in denen ich "rückfällig" werde. Letztens habe ich da mit meiner besten Freundin drüber geredet, die ja auch weg war. Ihr geht es ähnlich. Es gibt zwar auch in der Schule noch einige Dinge, die uns an unser Jahr erinnern - vor allem im Spanisch-(Sie war in Chile) und Englischunterricht - aber wir haben halt auch Angst die anderen damit zu nerven. Grade am Anfang war es bei mir Kanada hier, Kanada da und ich bin mir ziemlich sicher, dass Leute genervt waren und deswegen rede ich weniger darüber. Und denke weniger darüber nach. 
Manchmal bereue ich das, weil ich das Gefühl habe dem ganzen nicht mehr gerecht zu werden. All die Kraft, die nicht nur ich, sondern auch meine Familie und Freunde, darein gesteckt haben, kann nicht umsonst gewesen sein. Das Leben was ich mir aufgebaut habe, all meine Freunde - sie verdienen es nicht, dass ich sie 'vergesse'. Aber auf der anderen Seite ist es für mich schwer nur in der Vergangenheit zu leben. Tagtäglich bin ich hin und her gerissen und eigentlich habe ich meinen Platz zwischen den beiden Leben noch nicht wirklich gefunden. Teilweise bin ich halt schon echt zufrieden, sogar meistens, aber halt nicht immer. 

Ich weiß, dass Ganze ist nicht einfach zu verstehen und der Text ein bisschen kompliziert, aber meine Gefühle in Worte zu fassen ist halt auch nicht einfach. Trotzdem versuche ich natürlich das alles zu machen - und plane schon mein Leben nach dem Abi. Erstmal Abifahrt, zwischendrin mehr arbeiten und im Sommer das ein oder andere Mal auf ein Zeltlager fahren und Kinder/Jugendliche betreuen, wenn alles klappt sogar auf drei verschiedenen. Danach, naja danach will ich auf jeden Fall nochmal weg. Grade läuft meine Bewerbung für ein FSJ in Uganda und Togo, drückt mir die Daumen! 

Und wie versprochen, bald kommt der nächste Post. Immerhin geht es am Freitag nach Wien zu der Nathalie! 

Liebste Grüße einer irgendwie-aber-irgendwie-auch-nicht-in-einem-Gefühlschaos-steckenden,
Mara <3

2 Kommentare:

  1. so true, es geht mir genauso.. und leider schon nach vierienhalb monaten wieder hier...

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  2. Ich verstehe sehr gut, was du meinst - geht es nicht allen so? Mir kommt das Jahr in der Türkei so unwirklich vor, ich kann mir ehrlich gesagt nicht mehr vorstellen, dass ich tatsächlich so lange dort gelebt habe, es ist nicht mehr fühlbar...
    Aber genau das macht doch dieses Jahr auch aus, oder? Während wir dort waren, kam es uns vor, als sei es das Wichtigste auf der Welt. Und letztendlich ist es "nur" ein Jahr von hoffentlich vielen weiteren Lebensjahren! :)

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